Freitag, 2. März 2012
Mehr Glück als Verstand

Wenn man in einem Sportzentrum ist, sollte man sportliche Ambitionen zeigen! Das dachte ich mir heute Morgen und wie der Zufall es so wollte, gab es im Fernsehen die Morgengymnastik. Nach 5 Minuten Zuschauen habe mich recht müde gefühlt, schaltete das Gerät aus, drehe mich auf die andere Seite und belohnte für die Anstrengungen mit weiteren 20 Minuten erholsamen Schlafs. Dann ist das Problem: Wie kriegt man die Zeit bis zum Spiel (14 Uhr) tot? Sich vorbereiten? So gut wie keine Partien vom Gegner in der Datenbank - machte also wieder einen Spaziergang auf der Breiten Straße, und so sieht sie ungefähr aus:

Nach der vitalisierenden Promenade ein Geistesblitz: Mein Gegner hat geheiratet und hat den Namen der Frau angenommen! Diese bösen Auswirkungen des Feminismus haben mir beinahe die Vorbereitung gekostet! Ging also nicht ganz unvorbereitet in die Partie, vielleicht durch die Aussicht auf die schönste Partie des Tages (man kann dafür online abstimmen!) etwas zu forsch an die Sache ran gegangen (wusste, dass g4 an der Stelle nicht gut ist, konnte der Versuchung aber nicht widerstehen). Nach dem abgelehnten Remisangebot des Gegners erreichte die Partie folgende kritische Stellung mit Schwarz am Zug:


vom Weiten habe ich nur die Variante 1. ... Lh6!? 2. Dh6 Se4? 3. Kg2! +- gesehen, vor ein paar Zügen dämmerte mir, dass 2. ... Sd3! gefährlicher ist. Zum Glück geht aber 3. Lf2! Sf2 4. Kg2!! und Weiß ist OK (aber nicht 4. Tc8?? Sg4+ -+, wie ich zu dem Zeitpunkt dachte), was ich aber erst nach der Partie erfuhr. Mein Gegner spielte Sd3 nicht, verlor etwas den Faden und anschließend die Partie.

Da Dieter blind ist, lief die Partie etwas ungewöhnlich ab: Jeder hatte sein eigenes Brett, man hatte seine Züge angesagt und die Züge des Gegners auf dem eigenen Brett ausgeführt. Wie oft war ich verzweifelt: Man ist dran, sieht aber nicht was der Gegner gezogen hat - und er hat ja auch nichts auf meinem Brett gezogen, also rüber schauen, den Zug des Gegners ausführen... Schach ist ein schönes Hobby und lässt viele Barriere überwinden!

Erste Runde brachte einige Überraschungen: Prinz Donchenko knabberte mit Schwarz dem Mitfavorit Buhmann einen halben Punkt ab. Keinen guten Start erwischte auch der Titelverteidiger Khenkin, hier das Bild zu seinem Schnitzer:



Khenkin sieht noch höchst zufrieden aus, was er nicht merkt - mit seinem letzten Zug 1. ... Tb2-b1? ließ er den Gewinn aus. Gut, der Photograph wusste es natürlich auch nicht und dachte das Bild würde heißen: "Khenkin schlägt letzten Nagel in den Sarg seines Gegners. Doch der Gegner fand 2. Th2 Kh2 3. Kg4= recht schnell und das Bild heißt viel kürzer - "Khenkins Schnitzer".

Anschließend möchte mich noch für alle Glückwünsche und Unterstützung bedanken! Vor allem bei meinen Kollegen, die anscheinend Public Viewing veranstalten - da macht es natürlich Spaß, zu spielen!


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